Klint

KIELER NACHRICHTEN VOM 05.12.1998
Ungeziefer beim Picknick
Frühwerk eines Spätzünders

– Hundert Spuren von Peter Klint durch die Kunst

Der gemalte Gott hält ein Thermometer in der Hand. Kalt ist es, das kann er daran ablesen, wenn er es nicht ohnehin schon wußte. Heute abend soll es weniger kalt werden, denn ab heute stellt Peter Klint seine Bilder aus den vergangenen fünf Jahren im Nugax-Atelier aus; Jener Gott mit dem Thermometer ist dabei nur eins von über 100 Exponaten.

Klint malt mit dem, was gerade da ist. „Wenn mir das Weiß ausgeht, muß ich halt Wandfarbe nehmen“, sagt er. „Ölbilder wirst du hier nicht finden.“ Die Ausstellung ist frei von opulenten Schinken. Das Sammeln von Material gehört für den 27jährigen Klint zum Entstehungsprozeß des Bildes. Welche Farben sind da? Worauf kann man malen? So hängen ungrundierte Spanplatten neben Schranktüren, zwischendrin versteckt sich dann doch noch ein Stückchen Leinwand. Auf den ersten Blick fällt das allerdings gar nicht auf – die Bilder dominieren das Material.

„Es fällt aber auf, wenn man die Bilder tragen will“, sagt Klint und grinst. Umziehen ist dann keine Freude. Klint weiß, wovon er spricht: 1989 hat er Sylt verlassen und war erstmal ein wenig unterwegs. In Polen hat er übersetzt und Deutsch unterrichtet, in Würzburg auch für kurze Zeit gelebt und sich zwischendurch immer wieder zurück auf die Insel geflüchtet. Im Februar 1996 hat er ihr dann endgültig den Rücken gekehrt und sich in Kiel niedergelassen.

Wenn seine Biographie wie die eines Künstlers klingt, muß er wieder grinsen. In seinem Kurzfilm „Klint – Frühwerk eines Spätzünders“ hat er sich genau darüber belustigt: Daß Künstler spannende Biographien haben, sich entsprechendes Gehabe angewöhnen und gern versonnen in die Ferne blicken. Besagter Film wird während der Vernissage heute abend zu sehen sein. Auch sonst ist Klint ein eigenwilliger und angenehm bescheidener Maler. „Ich will die Bilder nicht verkaufen“, meint er. Vielleicht, da ist er sich noch nicht sicher, wird er seine Meinung in den kommenden 50 Jahren ändern, vielleicht auch nicht.

„Ich male halt nicht um mich zu profilieren“, sagt er lakonisch. Kunst hat er nicht studiert und möchte das auch nicht. „Das ist für meine Art des Malens schlicht nicht notwendig.“ Und wieder tritt Bescheidenheit zutage: „Ich halte mich aber weder für besser noch für schlechter als die Akademiker.“ Klint sieht seine Arbeit angenehm entspannt, ernst nimmt er sie trotzdem. Vielleicht ist es diese Mischung, die auch seine Bilder so sympathisch macht.

Die Titel der Bilder hat er sich erst überlegt, als sie alle an den Wänden hingen. „Da kann man jetzt wild interpretieren“, sagt er und lächelt. Kurze Titel müßte man dann deuten, wie etwa „Polen“, aber auch einige längere: „Ungeziefer ist zwar beim Picknick manchmal lästig. Bei genauerer Betrachtung jedoch überwiegt das Gefühl der Faszination ob der Mannigfaltigkeit der Natur.“ Das Bild dazu – ganz klar – das muß man sich ansehen.