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”Kunst – No Budget Die Gruppe „nugax“ setzt auf Unabhängigkeit und bringt Kunst in Kieler Bunker

„Kultur muss sich selbst tragen“

„Die nugax Produktion ist ein auf den Multimedia-Bereich ausgelegtes Non-Profit-Unternehmen zur Förderung neuer kultureller Ideen und der Vertiefung kultureller Errungenschaften, die die freie Entfaltung des Menschen vorantreiben.“ So definiert sich trocken, fast amtlich, aber auf den Punkt gebracht „nugax“. Seit drei Jahren zieht das Kieler Kunstkollektiv, dessen lateinischer Name für „Scherz, Kurzweil“ steht, seine Fäden, ohne die Macher in den Vordergrund zu stellen. „Im Kern acht Leute“ sind dabei, 20 bis 25 gehören zum Umfeld. Nugax-beförderte Kunst soll für sich selbst stehen:
„Die Haltung der Künstler, die bei uns ausstellen, spielen oder sich treffen ist eine bewusst unkommerzielle, uneingekaufte und dem öffentlichen Kulturbetrieb kritisch gegenüberstehende. Und gerade deswegen ist die von diesen Künstlern hervorgebrachte Kunst freie Kunst“, umreißt Kaspar Schulte-Ostermann im wohlüberlegten Ton eines Manifests die Zielrichtung. Die Skepsis gegenüber dem etablierten Kulturbetrieb geht so weit, dass nugax manche Ankündigung bewusst im Vagen hält, denn „die Leute sollen nicht nur wegen irgendwelcher Namen oder Titel zu unseren
Veranstaltungen kommen“.

Unabhängigkeit als Voraussetzung für die Freiheit der Kunst, da scheiden folgerichtig auch öffentliche Fördertöpfe aus: „Wir lassen uns nicht sponsern, Kultur muss sich selbst tragen“, „No budget“ als Programm. Zur Unabhängigkeit gehörte bei nugax von Anfang an ein eigener Wirkungsraum. Zunächst war es eine alte Fabrikhalle in der Prüne, dann zog man in einen Hinterhof der Waisenhofstraße, wechselte von dort in die Schlossstraße und hat nunmehr ein kleines Büro in der Gaardener Reeperbahn mit benachbarten Räumlichkeiten für gelegentliche Ausstellungen: „Wir sind noch auf der Suche nach einem dauerhaften Ort.“ Mehr als beachtlich, was nugax in den drei Jahren seines Bestehens auf die Beine stellte.

Ein Konvolut von originell gestalteten Flyern zeugt von über zwei Dutzend Veranstaltungen aus den verschiedensten Kunstbereichen (Internet: www.nugax.de). Multimedial eben, auch wenn sich das meiste „um Musik herum konzentriert“, so Thomas Benicke. „Fast alle von uns legen auf oder programmieren Musik.“ Aber auch zwei Videos hat nugax produziert, der Kurzfilm Mein Wort in Gottes Mund wurde 1999 im Offenen Kanal gesendet.

Kennengelernt hat sich das Kunstkollektiv in der Schule, in WGs und „durch das gemeinsame Interesse an elektronischer Musik“.
Auch die Techno-Parties im Aubrook haben „einiges an Motivation bewirkt“.

Das jüngste nugax-Projekt läuft im Rahmen des Bunkernutzungsprogramms der Stadt. In drei Hochbunkern (Preetzer Straße, Waisenhofstraße und Schützenwall) werden an jedem zweiten Sonnabend bis Ende November Ausstellungen und Filme gezeigt, flankiert von DJs, die in den jeweiligen Stockwerken der Bunker auflegen. Motto der Veranstaltungsreihe: „Nach dem Krieg“. „Dazu haben die Bunker gerade gepasst“, knüpft Kaspar die Verbindung zu der von der Stadt favorisierten kulturellen Nutzung ehemaliger Schutzräume. Nugax will die „kalten und netten“ Hallen, die „genius loci“ in ihren atmosphärischen Gemeinsamkeiten und Unterschieden via Kunst vorstellen. „Ein einzelner Ort nutzt sich schnell ab. Es ist viel spannender die Orte von Veranstaltung zu Veranstaltung zu wechseln.“

Jörg Meyer