Sonnige Konzerte in der Alten Meierei und der Alten U-Bootfabrik
Von: kn – Thomas Richter Am: 04. Nov. 03 [09:00]
„Wir brauchen keine Lücke, wir gehen einfach durch“ Das klingt wütend. Ist es auch. Und doch speiste sich die Wucht der Agitpop-Band Rotes Haus aus Hamburg in der Alten Meierei eher aus der eruptiven Wucht ihrer Musik denn aus den Texten, deren Anklage gegen das Böse dieser Welt größtenteils recht wohlfeil klang. Freiheit für Abu-Jamal, Asylpolitik, …
… Castortransport, Interventionspolitik im Irak und, und, und
Diese Gruppe hat Gewissen, gewiss. Und jeder soll das wissen. Verpackt war die weltanschauliche Grundierung in eine musikalisch hochinteressante Mischung aus Rock, Groove, Rap, Drum’n’Bass und Samples.
Weniger rüde, wenn auch nicht unpolitisch „We’re the System against the System“ ging es im Anschluss bei dem Sextett Go.Lem System aus Argentinien und Barcelona zu. Ohne Schlagzeug, aber mit Gesang, Gitarre, Bass, Trompete, Saxophon und einem Computer zauberten die Songwriter Aleko und Serge eine sehr tanzbare, extrem sonnendurchflutete TripHop, Latin-Reggae und Dub Komposition auf die Bühne. Insgesamt bot die Alte Meierei mit beiden Gigs einen spannungsreichen und musikalisch hochklassigen Abend.
Sonnig ging es auch in der Alten U-Bootfabrik am Projensdorfer Gehölz zu. Während sich das Personal am Eingangstor draußen mit kleinen Lagerfeuern die Finger wärmte, spielte in den von nugax stilsicher eingerichteten Fabrikräumen Barry Künzel feat. Montana Chromeboy zum fröhlichen Tanz. Barry Künzel verwöhnte die zahlreichen Zuhörer mit Musik, die klang wie eine Karte aus dem Urlaub: Warm, hell, klare Farben, gute Laune. Ein bisschen Siebziger-Soul, viel Funk, eine Brise Rock und freche Cover wie Roxettes Listen To Your Heart. Begleitet wurde das Multitalent unter anderem von dem Gießener Duo Montana Chromeboy, das im zweiten Teil des Abends federführend musizierte. Ein sehr homogener Übergang. Denn es blieb beschwingt retro. Wobei der Sound nun etwas voluminöser geriet, die Arrangements eine Spur saftiger strahlten. Die Reise in Kiels Norden wurde in der Alten U-Bootfabrik so zum entspannten Trip in Amerikas musikalischen Süden.